Visionen für den Radverkehr von morgen
Von Annika Franck
“Auf in die Zukunft” lautet das Motto für den Radverkehrskongress am 3. und 4. April in Mannheim. Fahrradfahren habe großes Potenzial, betont Professor Jürgen Gerlach von der Uni Wuppertal: “Mit dem Radverkehr können wir viele unserer Verkehrsprobleme lösen.” Denn zwei Drittel der Strecken, die mit dem Auto zurückgelegt werden, seien unter fünf Kilometer.
Visionen und Vorbilder gesucht!
Wie kriegt man mehr Menschen aufs Rad?
Die Infrastruktur mit Radwegen, Fahrradverleihen, Wegweisern und Abstellmöglichkeiten sei in vielen Städten schon ganz gut. Dennoch fehle es vielfach an Visionen und konkreten Maßnahmen. Das hat eine Untersuchung der UniWuppertal in Kassel, Chemnitz, Mönchengladbach und Wuppertal, finanziert vom Bundesverkehrsministerium, ergeben.
“Dabei geht es nicht nur um den Radverkehr, sondern auch darum, mehr zu Fuß zu gehen und insgesamt die Lebensqualität zu erhöhen“, betont Gerlach.
Grüne Welle für Radfahrer – ein Traum?
Ein ganz konkretes Problem geht die Firma Siemens an. Sie hat eine Appentwickelt, mit der Radfahrer im Stadtverkehr mit grüner Welle fahren können. Ziel sei es, “dass die Radfahrer weniger anhalten müssen und schneller ans Ziel gelangen“, sagt Stefan Eckert, Leiter bei Siemens Mobility.
In Marburg, wo die App getestet wurde, waren die Ergebnisse positiv, die Ziele der grünen Welle für Radfahrer wurden erreicht. Noch in diesem Jahr soll die App marktreif sein.
“Man muss Autofahrer ärgern!”
Will man aber eine echte Wende bei der kommunalen Verkehrsplanung, laufe es darauf hinaus, dass man “die Autofahrer ärgern” müsse, meint Frederic Rudolph vom Wuppertal Institut. Parkraum müsse teurer werden, zudem müsse es Beschränkungen für Autos geben, die nicht an alle Stellen der Innenstädte fahren dürfen – Fahrräder hätten damit einen weiteren deutlichen Vorteil. “Wenn man das dann ganz konsequent macht, müssten die Kommunen langfristig Straßen zurückbauen. Dann wäre mehr Raum für Plätze, Parks und unter Umständen auch Wohnraum.“
Auto oft kein Statussymbol mehr
Dazu brauche es gute Vorbilder, aber auch die Verbraucher müssten mitmachen, meint Rudolph – bisher kauften die nämlich immer noch gerne besonders große Autos. Aber ein Umdenken deute sich an, bei Jugendlichen habe das Auto als Statussymbol längst verloren.