Bürger lehnen eine Holzkirchner Südspange ab
1300 Bürger lehnen Südspange ab
Holzkirchen – Der Widerstand gegen eine ortsnahe Südumfahrung Holzkirchens findet breite Unterstützung. 1300 Unterschriften sammelten die Initiative „Stop Südumgehung”. Gestern bekam Bürgermeister Olaf von Löwis das Paket überreicht. Hat sich das Meinungsbild in Holzkirchen gedreht? Gibt es Lösungen jenseits einer Südspange? Eine Bestandsaufnahme.
Manifest des Protestes: Bürgermeister Olaf von Löwis (l.) nimmt die Unterschriften der Südspangen-Gegner entgegen. Mit dabei bei der Übergabe waren (vorne v. r.) Helmut Neumüller, Willi Wohlschläger, Lena Pawlovsky, Ursula Eberharter und Georg Sigl. Foto: Thomas Plettenberg
Hafer, Gerste, Weizen, dazu Klee und sogar eine Ackerwinde: Mit stummen Botschaftern aus dem Holzkirchner Süden und dem gedruckten Hinweis „Zum Erhalt unserer Heimat“ hatte Ursula Eberharter das Unterschriftenbündel geschmückt, das Bürgermeister Olaf von Löwis am Freitag im Rathaus im Empfang nahm. Hauptsächlich an drei Markt-Samstagen hatten die Mitglieder der Initiative die Unterstützer eingesammelt. „In Holzkirchen hat ein Umdenken stattgefunden“, glaubt Eberharter. Lena Pawlovsky ergänzt, dass der Bürgerentscheid von 2003, der eine Mehrheit für eine Südspange ergeben hatte, nicht mehr relevant sei, da damals eine Südspange südlich von Lochham angedacht war. „Jetzt würde sie nördlich davon verlaufen.“
Das Ziel ist abgesteckt. „Wir hoffen, dass der Gemeinderat zum Thema Südspange ein Ratsbegehren durchführt“, sagte Georg Sigl. Falls nicht, habe man keine Sorge, zügig ein Bürgerbegehren auf die Beine stellen zu können.
Der Gemeinderat hat sich noch nicht festgelegt. Bis Jahresende will man dem Straßenbauamt mitteilen, wie man zu einer ortsnahen Südspange steht. Nur im Falle einer deutlichen Zustimmung beantragt das Straßenbauamt dann die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan.
Ob es dazu kommt? Auch der Bürgermeister hat Zweifel. „Ich teile die Bedenken bezüglich einer ortsnahen Südspange“, sagte Löwis, „aber ich denke auch an die Menschen, die seit Jahren unter dem Verkehr leiden.“ Hier gelte es sofort anzusetzen – denn wenn überhaupt komme eine Südspange nicht innerhalb der nächsten zehn Jahre. Deswegen will der Rathauschef nach anderen Möglichkeiten suchen, die Verkehrsbelastung zu drosseln. Die Initiative „Hartpenning muckt auf“ habe interessante Vorlagen geliefert – darunter eine BOB-Expressbahn von Tölz nach München, um den Pendlerstrom durch Holzkirchen zu drosseln. Eine Chance sieht Löwis in der geplanten Abstufung der Ortsdurchfahrt (bisher B 13) zur Staatsstraße. „Vielleicht schaffen wir es ja, als Gemeinde Zugriff zu bekommen, dann wäre vieles möglich.“
Es müsse endlich was passieren, fordert CSU-Gemeinderat Albert Kraml. Er sei kein verbissener Befürworter einer Südspange. „Aber lieber die als wieder gar nichts.“ Er hatte parallel zu den Aktivitäten der Südspangen-Gegner das Stimmungsbild der „Hauptstraßler“ in Holzkirchen abgefragt. „Der Leidensdruck ist enorm.“ Viel wäre gewonnen, so Kraml, wenn der Schwerlastverkehr draußen bleibe. Dafür müsse man überregionale Lösungen finden, etwa eine Umfahrung für Waakirchen.
Um das Verkehrsproblem zu lösen, „müssen wir an vielen Ecken und Enden arbeiten“, glaubt Löwis. Die Südspangen-Gegner signalisierten, sich nicht nur auf Protest zu beschränken, sondern hier mitarbeiten zu wollen. „Wir sind keine bloßen Gschaftler“, sagte Sigl, „wir wollen uns positiv einbringen.“
Von Andreas Höger