Südspange: Abgeordneter will Hintergründe wissen
Holzkirchen – Die Diskussion um eine Holzkirchner Südumfahrung erreicht die Landespolitik. Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn stellte eine sehr ausführliche Anfrage zur Verkehrssituation im Landkreis Miesbach an die Staatsregierung. Der Vorstoß zielt vor allem auf die Debatte um die geplante Südspange.
Protest gegen Südspange: Bei einer Demonstration im März reihte sich Hans Pawlovsky (mit Kappe unter dem Plakat) in die Reihen der Gegner ein. Jetzt sorgte er dafür, dass der SPD-Abgeordnete Florian von Brunn das Thema aufgriff. Foto: al-Archiv
„Ich kann gut verstehen, dass die Holzkirchner nach Lösungen für ihr Verkehrsproblem suchen und mehr Lärmschutz wollen“, sagt der SPD-Abgeordnete, der auch als Umweltexperte seiner Fraktion fungiert; es müsse aber überprüft werden, ob eine Umgehungsstraße die richtige Lösung ist.
Eingefädelt wurde die Initiative von Hans Pawlovsky, Mitglied im Bezirksvorstand der Oberbayern-SPD und seit jeher entschiedener Gegner einer Südumfahrung. Er hatte ein Treffen von Brunns mit Vertretern der Bürgerinitiativen IG Lochham, Stop Südumfahrung und „Hartpenning muckt auf“ organisiert. Dazu waren namentlich Karl Betzinger, Georg Sigl, Willi Wohlschläger und Christoph Scholz ins Thanner Reiterstüberl gekommen. Es brauche belastbare Zahlen und ein regionales Verkehrskonzept, das auch den öffentlichen Verkehr einschließe, sagte der SPD-Abgeordnete nach dem Treffen. „Es kann nicht sein, dass immer neue Ortsumfahrungen ohne ein vernünftiges Gesamtkonzept gebaut werden.“
Florian von Brunn will unter anderem von der Staatsregierung wissen, welche Folgen eine Südumfahrung Holzkirchens für Großhartpenning hätte und wie sich eine solche Straße auf den gesamten Verkehr im Landkreis und auf Natur und Umwelt in der Umgebung Holzkirchens auswirkt. „Es geht mir auch um Angebotsverbesserungen bei der Bayerischen Oberlandbahn, die ihre Kapazitätsgrenze längst erreicht hat“, betonte von Brunn.
Hans Pawlovsky sieht in der ortsnahen Südumgehung „einen klassischen Schnellschuss von Bürokraten“. Nach dem Aus für die ortsferne Südumgehung seien schnell, still und heimlich und ohne Einbeziehung anderer Verkehrsträger und ohne überörtliches Konzept ortsnahe Trassen „aus dem Hut gezaubert worden“.
Die Kritiker sind der Überzeugung, dass eine ortsnahe Südumfahrung nur Verlierer hinterlassen werde. Holzkirchen werde nicht ausreichend entlastet, dafür aber Großhartpenning massiv belastet. Weitere Argumente sind der drohende Verlust des Naherholungsgebiet im Bereich Kogel und Thanner Weiher. Florian von Brunn war sich mit den Vertretern der Bürgerinitiativen einig, dass zum sofortigen Lärmschutz der Anwohner auch eine nächtliches Tempolimit von 30 km/h geprüft werden muss: „Das Umweltbundesamt sieht darin eine wirksame Maßnahme zum Lärmschutz innerorts“, wusste der Abgeordnete.
Noch ist unklar, ob eine Holzkirchner Südspange in den neuen Bundesverkehrswegeplan Aufnahme findet. Das Straßenbauamt macht das von einem eindeutigen, positiven Votum der Gemeinderäte in Holzkirchen und Warngau abhängig. Der Holzkirchner Gemeinderat zögert noch, Farbe zu bekennen. Geplant ist, bei den Bürgern ein Stimmungsbild abzufragen – entweder in Form einer Umfrage oder verbindlich als Ratsbegehren. Die Gegner der Südspange signalisierten, dass sie notfalls auch ein Bürgerbegehren starten würden.
Unabhängig von einer möglichen Südspange, die auf jeden Fall noch Jahre auf sich warten lassen würde, sucht die Gemeinde nach schnell umsetzbaren Maßnahmen, um die Verkehrsbelastung zu lindern. Dazu soll sich noch im August ein Arbeitskreis gründen (wir berichteten).
Von Andreas Höger